Gesundheit und psychophysische Leistungsfähigkeit werden durch das Wohlbefinden beeinflusst. Obwohl dies ein leicht verständlicher Grundsatz ist, ist es jedoch nicht so einfach, sich ein Bild für die Bewertung des Wohlbefindens als Ganzes zu machen. Um die Wiederherstellung der Gesundheit zu fördern, müssen alle Formen von Gleichgewichtsstörungen analysiert werden, die zwar nicht zu bestimmten klinischen Ergebnissen führen, aber die Lebensqualität beeinträchtigen. Die subjektive Wahrnehmung des Wohlbefindens äußert sich zunächst in Form von vagen und unspezifischen Symptomen (MUS, Medically Unexplained Symptoms), d. h. in einer Reihe von subklinischen Funktionsstörungen, die in der internationalen Literatur ausführlich analysiert werden:
Obwohl diese Symptomen kein spezifisches Krankheitsbild darstellen, sind sie ein Hinweis auf eine Störung des physiologischen Gleichgewichts des Körpers, die oft mit chronischen Entzündungsprozessen, falschen Ernährungsgewohnheiten, Veränderungen im physiologischen Hormonhaushalt bzw. in der physiologischen zirkadianen Rhythmik zusammenhängt.
Zur Verbesserung der psychophysischen Gesundheit muss die oft übersehene Kluft zwischen Wohlbefinden und pathologischem Zustand überbrückt werden. Dabei soll beachtet werden, dass die Abwesenheit von Erkrankungen nicht unbedingt einem perfekten Gesundheitszustand entspricht.
Das Auftreten von MUS ist ein nicht zu vernachlässigender Indikator, der mit metabolischen bzw. neuroimmunendokrinen Störungen zusammenhängt. Die Untersuchung der Symptomursachen und die Anwendung spezifischer Erholungsstrategien ermöglichen nicht nur die Eindämmung und Rückbildung der Symptome, sondern verhindern auch, dass die an ihrer Entstehung beteiligten Faktoren schlimmer werden und neue und schwerwiegendere systemische Wechselwirkungen auftreten, die zu Erkrankungen führen könnten.
Gerade die Unspezifität der MUS verhindert jedoch deren eindeutige Klassifizierung bzw. Behandlung, da ein und dasselbe Symptom auf mehrere Probleme bzw. auf das gleichzeitige Zusammenwirken verschiedener pathogenetischer Prozesse zurückzuführen sein kann.
Um sich auf den jeweiligen konkreten Fall zu fokussieren, müssen daher zusätzlich zu den Daten über vage und unspezifische Symptome mehere Angaben verglichen und kombiniert werden.
Wichtige Indikatoren können aus klinischen Analysen der Körperzusammensetzung (BIA-ACC-Gerät), der Herzfrequenzvariabilität HRV und des autonomen Nervensystems (PPG Stress Flow-Gerät) gewonnen werden. Zweifellos spielt die Überwachung des Hydratationsniveaus, der intra- und extrazellulären Flüssigkeitsverteilung, des Muskelmassengehalts, der Fettarten, der Mineralstoffmenge und -qualität sowie der Regulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems (Heart Rate Variability - HRV) eine entscheidende Rolle bei der umfassenden Bewertung eines Gesundheitszustands.
Die Analyse der Körperzusammensetzung ermöglicht die Überwachung grundlegender Parameter im Zusammenhang mit der Muskelmasse (FFM, Skeletal Muscle und SMI). Die Tendenz, Muskelmasse zu verlieren, ist nämlich kein ungewöhnliches Phänomen, sei es im Zusammenhang mit endokrinen, metabolischen oder chronischen Entzündungsproblemen. Die regelmäßige instrumentelle Messung des Verhältnisses zwischen Muskelmasse (Skeletal Muscle), Fettmasse (FM, Fat Mass) und Fettarten (IMAT intramuskuläres Fett, AAT viszerales Fett) darf daher nicht vernachlässigt werden, bevor Ernährungskorrekturen vorgenommen bzw. präzise Erholungsstrategien aufgestellt werden.
Im Hinblick auf die Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten darf der Wert des Grundumsatzes und des täglichen Stoffwechsels (BMR, 24EE) nicht außer Acht gelassen werden, da diese Parameter unmittelbar mit der metabolischen Einstellung der Person und dem Verhältnis zwischen Muskel- und Fettmasse korrelieren. Die Erhaltung der Muskelmasse ist jedoch nicht der einzige Aspekt, der die Stoffwechselleistung des Körpers beeinflusst. Diese kann auch durch chronische Entzündungsprozesse und den Grad der systemischen Entzündung mehr oder weniger stark verändert werden. Eine anhaltende Entzündung verändert die neuroimmunendokrinen Prozesse und damit auch den Stoffwechsel, normalerweise mit einer Verringerung der Stoffwechselkapazität. Die klinische Analyse der Körper-Bioimpedanz ist in diesem Fall nützlich, wenn sie den Wert des HPA Axis Index (Rhythmik der Cortisolsekretion) ermitteln kann. Damit wird die Integrität der Zellmembranen ausgewiesen, die mit dem Grad der systemischen Entzündung und dem Verlust an intrazellulärer Flüssigkeit und Muskelmasse korreliert ist.
Zusätzlich zu den systemischen Parametern kann das allgemeine Gesundheitsbild durch die Untersuchung der Regulations- und Anpassungsfähigkeit auf der Grundlage einer Analyse des autonomen Nervensystems weiter geklärt werden. Dadurch ist es möglich, den Grad der endogenen entzündungshemmenden Regulation zu bewerten und die Faktoren aufzuzeigen, die zum Auftreten von Symptomen und zum Verlust der psychophysischen Gesundheit führen.
BioTekna Plus, eine integrierte Plattform für die instrumentelle, ernährungswissenschaftliche und physisch-motorische Bewertung, liefert Informationen über den Grad der extrazellulären Azidose. Dieser Parameter ist bei gestörter Homöostase oft verändert und spielt daher eine wichtige Rolle im Rahmen der Genesung und hinsichtlich einer speziell abgestimmten Nahrungsergänzung (Melcalin).
Das Gesamtbild kann durch die Analyse der Funktion des neuroimmunendokrinen Systems und damit des Hormonhaushalts ergänzt werden, indem Veränderungen in der Funktionsweise bzw. der Tagesrhythmik der endokrinen Drüsen und ihrer hormonellen Wechselwirkungen aufgezeigt werden. Eine übermäßige hormonelle Belastung, insbesondere der Nebennieren, führt häufig zu einer veränderten Insulinreaktion auf die Nahrung, die mit Störungen bzw. Veränderungen des Stoffwechsels korreliert.
Alle genannten Parameter können durch die Softwareplattform BioTekna Plus mit den Ernährungsgewohnheiten kombiniert werden: Über das Health-Radar-Diagramm können die Testparameter betreffend Körperzusammensetzung, autonomes Nervensystem und Herzfrequenzvariabilität sowie die Daten aus validierten Interviews zu vagen und unspezifischen Symptomen und Ernährungsgewohnheiten zusammengefasst werden. Die Verarbeitung all dieser Informationen ermöglicht die Analyse der Stoffwechselreaktion über 24 Stunden (Bewertung der glykämischen Last GL, der potenziellen Säurebelastung der Niere PRAL, der Glykierungsendprodukte AGEs), wobei Probleme im Zusammenhang mit der Körperreaktion auf die tägliche Nahrungsaufnahme aufgezeigt werden.
Durch die Kombination von instrumentellen Parametern und Lebensstilmerkmalen ist das System in der Lage, ein vollständiges Bild zu liefern, das zur Lösung einer Vielzahl von systemischen und lokalen Problemen genutzt werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, die Auswirkungen bestimmter Ernährungsanpassungen in Echtzeit zu simulieren. Damit können körperliche und ernährungsspezifische Strategien zur Wiederherstellung des Wohlbefindens genau ermittelt sowie eine entsprechende Nahrungsergänzung zum Ausgleich etwaiger Nährstoffdefizite (Puffersysteme, Antioxidantien usw.) definiert werden.
Synergetisch angewendet, führen alle Maßnahmen zu einer Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, d. h. zur Regulierung des Hormonhaushalts, zur Steigerung des Stoffwechsels und der Muskelmasse, zur Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr und zur Verringerung der chronischen systemischen Entzündung – alles Aspekte, die in direktem Zusammenhang mit den vagen und unspezifischen Symptomen stehen. Die unmittelbar wahrgenommene Verbesserung durch das Verschwinden der MUS spiegelt sich in einer besseren Lebensqualität wider, ein Aspekt, der in den Programmen zur Wiederherstellung des psychophysischen Wohlbefindens oft vergessen wird.
Abbildung 1: Integrierte Bewertung der Körperzusammensetzung und der Herzfrequenzvariabilität
Autor: Dario Boschiero - Datum: 27/03/2019
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